23.11.16 - Kleinigkeiten des Alltags: die S-Bahn

Liebe Leser,

Ab heute fange ich mit eine neue Serie von Posts an mein Blog: Kleinigkeiten des Alltags
Es ist sehr einfach, über die große Unterschiede zu sprechen, wie zum Beispiel das Klima oder die Sprache. Doch in den meistens Fällen sind es die Kleinigkeiten, die die entscheidende und unerwartete Unterschied machen. Deswegen habe ich mich überlegt, welche die Dinge sind, die mich an mein „neues“ Leben am meisten berühren, und werde sie euch erzählen.
Das bedeutet aber natürlich nicht, dass ich nur über Kleinigkeiten sprechen werde (ich will auf jeden Fall noch über gezielte kulturelle Unterschiede und solche Aspekte berichten, wenn ich noch mehr Erfahrung gesammelt habe), doch ich finde, es kann manchmal schön sein, Aufmerksamkeit auf die Details zu bringen, egal ob sie uns positiv oder negativ beeinflussen.

Also kommen wir zum heutigen Thema: die Bahn.

Zu Hause, in Rio de Janeiro, Brasilien, sind Verkehrsmittel ein kompliziertes Thema. Obwohl vor kürzen eine neue U-Bahn Linie eröffnet würde, erfolgt der Verkehr in dem meisten Fällen durch Autos oder Bus. Wir haben Bahnen, aber diese laufen nur nach Zonen außerhalb von Stadtzentrum. Dadurch hatte ich immer nur die Möglichkeit, den Bus zu nehmen, und auf eine riesige Stadt wie Rio, wo es auch viel Stau gibt, ist dies natürlich nicht unbedingt angenehm, auch weil die Luftverschmutzung durch die Busse sehr groß ist.
Auch noch eine Kuriosität: in Rio haben die Busse keine Fahrplan, d.h. man kann nicht an eine Haltestelle ankommen und sehen, wie lang es dauert, bis der nächste Bus kommt. Dadurch bekommt das Busfahren einen ganz eigenartigen Rhythmus – manchmal wartet man 5 Minuten (was immer eine sehr positive Überraschung ist), manchmal bleibt man für eine halbe Stunde an der Haltestelle wartend.

Dies ist hier in Hamburg (und allgemein in Deutschland) natürlich ganz anders. Ich wohne zum Glück neben eine Haltestelle, wo es sowohl S-Bahn wie auch U-Bahn gibt, und dadurch kann ich überall gut hinkommen. Die Bahn, die ich zur Uni nehme, fährt jeden 10 Minuten, und meine Morgensroutine ist dadurch sehr strukturiert.
Inzwischen ist das tägliche Bahnfahren mir ein echtes vergnügen geworden: obwohl es nur eine Viertelstunde dauert, freue ich mich jeden Tag, wenn ich mich an der Bahn hinsetze und durchs Fenster gucke. Der Weg ist umarmt vor Bäume und Natur, und ich habe einen wunderschönen Ausblick zu einer von Hamburgs berühmteste Szenario, nämlich den Außenalster. Manchmal, wenn der Tag besonders schön und Sonnig ist (was hier in Hamburg in dieser Jahreszeiten leider eine Ausnahme ist!), bekomme ich sogar ein kribbeliges Gefühl im Bauch vor Freude, dass ich in so eine schöne Stadt wohne.
Inzwischen habe ich auch gemerkt, dass ich eine der einzige bin, die eine solche Liebesbeziehung mit der Bahn hat, weil einige meiner deutschen Freunde sich oft über die Verspätungen zum Beispiel beschweren. Ist es vielleicht ein Effekt, der nur bei Ausländern auftritt,  weil man alles spannend findet? Vielleicht werdet ihr merken , dass ich  mich in Deutschland offiziell eingelebt habe, wenn ich eine kritischere oder einfach eine andere Ansicht über Hamburg bekomme haha :)

Bis nächstes Mal,
Camila