04.10.17 - Deutsch sprechen in Deutschland - Wie schwer ist es, als nicht- Muttersprachlerin in Deutschland zu studieren?
Hallo liebe Lesern!
Heute werde ich eine Frage beantworten, die von meinem Freunden in der Heimat ständig gestellt wird: ist es nicht schwer, Deutsch zu sprechen und die Deutschen zu verstehen?
Ich lerne Deutsch schon seit ich 6 Jahre alt bin. Angefangen habe ich in der Schule, weil ich eine Deutsche Schule im Ausland besucht habe. In der sechste Klasse habe ich angefangen, Deutsch auf muttersprachlicher Niveau zu lernen: das heißt, alle Schulfächer wie Mathe, Deutsch und Biologie hatte ich auf Deutsch. Dadurch ist mein Deutsch ziemlich gut geworden und ich bin auch stolz auf meine Sprachfähigkeiten.
Das bedeutet aber leider auch längst nicht, dass ich keine Schwierigkeiten mit der Sprache habe. Wie ihr durch meine Blogposts wahrscheinlich gemerkt habt, mache ich oft grammatische Fehler - mit Kasus und Deklinationen kämpfe ich täglich. Dadurch, dass ich jetzt in Deutschland lebe und eine deutsche Uni besuche, muss ich mit diese Schwierigkeiten täglich umgehen und nicht erlauben, dass sie mein Lernen beeinträchtigen. Zum Glück habe ich bis jetzt keine Professor getroffen, den ich überhaupt nicht verstehen könnte, und sie haben immer sehr verständnisvoll reagiert, wenn ich über meine Sprachschwierigkeiten gesprochen habe. Meine Veranstaltungen in der Uni sind alle auf Deutsch, aber ich habe zum Glück keine großen Schwierigkeiten mit der Stoff aufgrund der Sprache.
Akademische Texte und das wissenschaftliche Deutsch
Für mich stellen die akademische Texte eine große Schwierigkeit. Manchmal erwarten die Professoren zum Beispiel, dass ein Buch auf Deutsch zum Beispiel innerhalb einer Woche gelesen wird, und jeder, der mit die deutsche Wissenschaftssprache in Kontakt gekommen ist, weiß, dass die sehr alltagsfremd ist. Für mich ist es inzwischen normal geworden, ein Absatz mehrmals lesen zu müssen, um alles verstehen zu können, aber ich versuche trotzdem, alles rechtzeitig zu erledigen - das bedeutet manchmal auch, dass ich meine Kommilitonen um Hilfe bitten muss. Deswegen finde ich auch am wichtigsten, kein Schamgefühl für meine Schwierigkeiten zu haben. Immer wenn ich ein Wort nicht kenne bitte ich meine Freunde um Hilfe, und manchmal muss ich auch Personen, die ich vor kürzen kennengelernt habe, bitten, etwas langsamer zu sprechen. Vor bürokratische Termine, wie zum Beispiel wenn ich mein Visum beantragt habe, war ich wie erwartet sehr nervös und habe mich bemüht, so fließend wie möglich zu sprechen.
Die gute Nachricht ist, dass die Deutsche die Schwierigkeit deren Sprache bewusst sind: deswegen erwarten meine Professoren und meine Freunde nicht, dass ich alles perfekt aussprechen und schreiben kann - sie freuen sich aber auch, wenn sie sehen, dass ich mich anstrenge, meine Sprachfähigkeiten zu verbessern. Und es ist ein unglaublich gutes Gefühl, wenn meine Freunde sich meine Uniessays durchlesen und sie ohne so viele rote Grammatikkorrekturen und Kommentare zurückgeben.
An dieser Stelle muss ich auch die Angebote der Universität erwähnen. Meine Universität, und wahrscheinlich auch die meisten andere deutsche Unis, sind sehr vorbereitet, ausländische und nicht-muttersprachliche Studenten anzunehmen. Meine Professoren erlauben zum Beispiel, dass die Hausarbeiten auf Englisch geschrieben werden, und sind bei der Korrektur der Grammatik nicht so streng.
Im Sprachenzentrum wird kostenlose Deutschunterricht (und auch Kurse in andere Sprachen) angeboten - ich habe zwei dieser Kurse besucht und dort viele Austauschstudenten kennengelernt. In einer dieser Kurse ging es zum Beispiel um die wissenschaftliche Sprache, die in Deutschland extrem kompliziert, aber auch extrem wichtig für mein Studium ist.
Deutsch sprechen in Deutschland kann manchmal beängstigend sein, ist aber doch kein drei-köpfiges Monster. Richard Poston hat einmal gesagt, "das Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen" - ich würde sagen, es lohnt sich trotzdem, es zu versuchen :D