Jannik Wißing, Personalleiter bei der Firma Temmink Bau in Ahaus

Janik Wißing (links) mit den damaligen Praktikanten aus Mosambik beim Stadionbesuch in Mönchengladbach

Jannik Wißing ist bei der Firma Temmink Bau in Ahaus für das Personal zuständig, sein Auszubildender heißt Zein. Er sieht in dem Ausbildungsprojekt ein Erfolgsmodell mit Vorbildcharakter für andere Branchen.

Wie finden Sie dieses Ausbildungsprojekt und was ist Ihre Rolle dabei?

Ich halte sehr viel von diesem Ausbildungsprojekt. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und kann ein Vorbild für andere Berufsgruppen oder Branchen sein. Ich bin Personalleiter des Bauunternehmens Heinrich Temmink und habe das Projekt von Anfang an begleitet.

Ich bin Zeins erster Ansprechpartner in unserem Unternehmen. Ich versuche ihm sowohl bei betrieblichen als auch bei privaten Dingen zu helfen. Es ist eben ein komplett anderes Leben hier in Deutschland. Aus diesem Grund sollte man die vielen kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede nicht unterschätzen. Ich ziehe echt den Hut vor den jungen Männern, dass sie diesen Schritt gewagt haben.
 

Welche Erwartungen hatten Sie im Vorfeld? Haben sich diese bis jetzt erfüllt?

Wir bilden aus, um Fachkräfte für unser Unternehmen zu bekommen. Wir wollten einen motivierten Auszubildenden, dem wir die Chance geben, einen handwerklichen Beruf zu erlernen und der im Anschluss die Perspektive hat, sich ein Leben in Deutschland aufzubauen.

Bisher macht Zein einen sehr guten Eindruck. Es ist schön, dass er nicht alleine nach Deutschland kommen musste, das gibt ihm wahrscheinlich ein wenig mehr Sicherheit.
 

War das Praktikum eine wichtige Entscheidungshilfe?

Das Praktikum war eine sehr wichtige Entscheidungshilfe. Zein hat sich bereits im Praktikum sehr gut ins Unternehmen und in unsere Kolonnen integriert. Die Kollegen haben ihn gerne mit zur Baustelle genommen. Er hat sehr schnell viel dazu gelernt und sich äußerst aufmerksam, wissbegierig und zuverlässig gezeigt. Aus diesem Grund war für uns sofort klar, dass wir ihm den Ausbildungsplatz anbieten wollen.
 

Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen?

Auch nach seinem Ausbildungsstart hat Zein seinen positiven Eindruck bestätigt. Er lernt fleißig Deutsch. Wir hoffen, dass er ab dem Sommer am normalen Berufsschulunterricht der Maurer teilnehmen kann.

Der Weg bis zum Ausbildungsplatz war allerdings mit sehr viel Hürden und Bürokratie verbunden. Ein junger Mann aus einem Drittstaat kann nicht einfach so nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten. Es war viel Abstimmungsarbeit mit verschiedensten Behörden und Institutionen notwendig.

Ohne die große Unterstützung durch die Bauverbände NRW, das Goethe-Institut, die Kreishandwerkerschaft, die Berufsschule und die BBS Ahaus wäre der Aufwand für einen einzigen Unternehmer kaum zu bewältigen gewesen.

Es mussten auch Dinge geregelt werden, an die man zuerst nicht denkt, wie das Eröffnen eines Kontos, die erste Wohnungseinrichtung, das Finden eines Hausarztes etc. Mittlerweile läuft alles in guten Bahnen. Trotzdem brauchen wir an der Stelle Erleichterungen oder einen einheitlich vorgegeben Weg, damit solche Projekte in Zukunft nicht bereits im Keim ersticken.
 

Was sind die Aufgaben des Auszubildenden? Wie läuft ein typischer Ausbildungstag ab?

Einen typischen Tag gibt es eigentlich nicht. Aktuell hat Zein drei Mal in der Woche Sprachkurs und zwei Mal in der Woche ist er auf einer unserer Baustellen. Hier unterstützt er die Kollegen bei allen anfallenden Arbeiten, wie z. B. Ein- und Ausschalarbeiten, Betonieren, Mauern, Erdarbeiten etc. Natürlich gehören auch Aufräumarbeiten dazu.

Außerdem nimmt er bereits jetzt an der überbetrieblichen Unterweisung im Blockunterricht teil. In dieser Zeit hat er dann keinen Sprachkurs und ist auch nicht auf unseren Baustellen. Hier lernt er die praktischen Tätigkeiten eines Maurers „von der Pieke auf“.
 

Haben Sie Tipps, wie eine gute Integration am Arbeitsplatz gelingen kann?

In unserem Unternehmen und auch allgemein in unserer Branche sind häufig Menschen aus den verschiedensten Nationen und Religionen tätig. Dies darf aber niemals eine Rolle spielen. Bei uns zählt einzig und allein der Mensch – und so muss es auch generell sein!

Wer sich so anstrengt und motiviert zeigt wie unser Zein, der wird bei uns immer akzeptiert, integriert und dem stehen alle Türen offen. Bereits im Praktikum konnte sich Zein mit einigen Mitarbeitern aus Portugal und Spanien von einem Subunternehmen unterhalten. Hier hatte er dann sogar Vorteile gegenüber unseren deutschsprachigen Mitarbeitern.